Zuweilen auftretende Probleme beim Lernen sind meist kein Grund zur Sorge, sondern etwas, was das Kind im Prozess seiner Entwicklung überwindet und woran es wächst. Anders hingegen ist es, wenn Kinder diese Probleme längere Zeit trotz Unterstützung der Schule und der Eltern nicht überwinden können. Das liegt oft daran, dass Kinder mit unterschiedlichen, spezifischen Lernproblemen weder in der Schule innerhalb des Klassenverbandes noch durch die Eltern, welche ja auf dem Gebiet des Lernens in der Regel Laien sind, ausreichend und auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten gefördert werden können.
Viele Eltern suchen deshalb für ihr Kind Unterstützung außerhalb der Schule. Dort besteht ein großes Angebot an Förderung und Nachhilfe, so dass für Eltern die Auswahl oft nicht einfach ist.
Unterschiede zwischen Nachhilfe und Lerntherapie
Nachhilfe ist sicher dann sinnvoll, wenn aktueller Stoff aufgeholt und damit tagesaktuelle Wissenslücken geschlossen werden sollen. Schulischer Stoff wird in Nachhilfesitzungen wiederholt und vertieft. Die Auseinandersetzung mit dem Stoff kann unter den Bedingungen der Einzelarbeit didaktisch passfähiger und letztlich erfolgreicher geschehen, so dass die Schüler*innen hier Sicherheit und Lernmotivation zurückgewinnen können.
Anders ist die Situation, wenn Schüler*innen aufgrund von länger andauernden Lernproblemen oder unzureichenden Lernvoraussetzungen gravierende Mängel in der Beherrschung grundlegender Kenntnisse und Fähigkeiten zeigen und oft bereits Folgeprobleme festzustellen sind. Solche Folgeprobleme sind beispielsweise Verhaltensprobleme, psychosoziale und emotionale Probleme wie Schulangst und Lernblockaden, die zu generellen Lernbeeinträchtigungen führen. In solch einer Situation bedarf es professioneller Hilfe durch Lerntherapeut*innen. Diese Hilfe ist nicht auf das Aufholen stofflicher Defizite beschränkt und auch nicht am tagesaktuellen Stoff ausgerichtet. Die Arbeit von Lerntherapeut*innen dient nicht zuletzt auch der Prävention der genannten schwerwiegenden Folgeprobleme von Lernschwierigkeiten.
Erstellung von individuellen Förderplänen für jedes Kind
Lerntherapeut*innen sind umfassend qualifiziert, um bei grundlegenden Problemen vor allem beim Erlernen des Lesens, Schreibens und Rechnens professionell zu helfen. Als Spezialist*innen im Bereich Legasthenie- und Dyskalkulie-Förderung erstellen sie ausgehend von einer individuellen und umfassenden Diagnostik einen individuellen Förderplan. Sie stellen Lernentwicklungsstände fest und passen so die Förderung an die aktuellen Bedürfnisse des Kindes an. Eine wesentliche Rolle spielen die Sicherung von Lernvoraussetzungen wie etwa Konzentration oder Gedächtnis und die Vermittlung von Methodenwissen und Lernstrategien. Letzteres ist wichtig, den in der Regel wollen die Schüler*innen mit Erfolg lernen, müssen oft aber zunächst das Lernen erlernen.
Lerntherapeut*innen verwenden evidenzbasierte Therapiemethoden und greifen auf wissenschaftlich fundierte Konzepte der Arbeit mit den Kindern zurück. Ihre Arbeitsmethoden beruhen auf pädagogischem, psychologischem, medizinischem und fachdidaktischem Wissen. Die in der Lerntherapie verwendeten Methoden haben deshalb wiederholbare Effekte und basieren nicht nur auf persönlicher Erfahrung.
Kooperation mit Schule und Eltern
Lerntherapeut*innen kooperieren mit Schule und Eltern und tragen zu einer umfassenden Begleitung des Kindes beim Lernen bei. Mit der Stärkung der Persönlichkeit, des Selbstwertgefühls und des Selbstvertrauens eines jeden Kindes schaffen Lerntherapeut*innen die Voraussetzungen für langfristig erfolgreiches Lernen. Eine auf erlebten Erfolgen basierende positive Einstellung zum Lernen ist für Schulkinder umso wichtiger, weil in diesem Alter Lernerfolge Lebenserfolge sind.
Die Tätigkeit als Lerntherapeut*in ist mit jedem Kind von neuem herausfordernd. Mit Schülerinnen und Schülern gemeinsam Schritte zu gehen, Erfolge zu feiern und ihnen zu helfen, neues Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit zu gewinnen ist zugleich sehr erfüllend.